Nostalgia Eine 24-Stunden Videocollage als rekonstruktion eines kompletten tages im Jahr 1993 Dies ist eine Arbeitsversion der ersten 12 Stunden (A-Seite). Der Zeitstempel dient der Veranschaulichung und ist nicht Teil der Endversion; Ton noch nicht angepasst, keine weiteren Bildfilter oder De-Interlacing angewandt. Komprimierung auf ca. 2,8 GB. (Falls das Abspielen des Videos oben nicht korrekt funktioniert, hier klicken.) »Synchronisieren Sie Ihre Tageszeit mit dem 24-Stunden-Video und erleben Sie einen authentischen Tag im deutschen TV-Programm des Jahres 1993!« Ultra Escapisms High Grade Stream: ein guter Tag Oha, ja! Damals … Alles war noch besser. »You ‘member?« Oh ja, nur her mit den schönen Memberberries! Daß die 90er das beste Jahrzehnt waren, ist sowieso unbestritten. Kein scheiß Internet, kein Streaming, kein Full HD. Wirklich jetzt. Stattdessen Samstags extra früh aufgestanden um pünktlich 6 Uhr morgens Spiderman und COPS zu schauen. Dann Disney-Club, He-Man und BraveStarr Nachmittags. Vielleicht noch die Galaxy Rangers und Abends Traumhochzeit, Wrestling und Nachts Auf der Alm. Dazwischen N64 und am PC, Hans Meiser und Der Preis ist heiß. Draußen Skateboarden und mit Freunden am Fluß chillen. Viel besser konnte es nicht werden, nur etwas anders. Und jetzt noch ein Krieg. Ernsthaft? nach einer Pandemie? |
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Nostalgia 93 Videocollage, ca. 24 Stunden, Deutschland 2022 [Work in Progress] LiteratuR Johannes Hofer, Johann Jakob Harder: Dissertatio medica de Nostalgia, oder Heimwehe. Typis J. Bertschii, Basel 1688, (Variante 1, im Titelblatt Nostalgia in griechischer Schrift, mit richtigem Druckjahr 1688), Variante 2 online (im Titelblatt Nostalgia in lateinischer Schrift, mit Setzfehler 1678 im Druckjahr) Sedikides, Constantine, Wildschut, T., Routledge, C. and Arndt, J (2015) Nostalgia counteracts self-discontinuity and restores self-continuity. European Journal of Social Psychology, 45, (1), 52-61, doi:10.1002/ejsp.2073. Eric Higgs: People, natural process, and ecological restoration. The MIT Press, Cambridge (Massachusetts), London 2003, ISBN 978-0-262-58226-1, S. 358 (englisch). Rettig, Daniel: Die guten alten Zeiten warum Nostalgie uns glücklich macht. dtv 2013. ISBN: 9783423420013 Natterer, Kathrin: Nostalgie als Zukunftsstrategie für Unterhaltungsmedien: Empirische Studien zu persönlicher und historischer Nostalgie in Medien. Springer Fachmedien Wiesbaden 2017. ISBN: 9783658157906. Gernot Schiefer, Laura Gehrlein: Nostalgie als Stimmungsaufheller: Eine Einführung in die psychologischen Auswirkungen des nostalgischen Erinnerns. Springer Fachmedien Wiesbaden 2021. ISBN: 9783658341008. Barbara Cassin; Pascale-Anne Brault; Souleymane Bachir Diagne: Nostalgia: When Are We Ever at Home? Fordham University Press 2016. ISBN 0823269507, 9780823269501. Marshall McLuhan, Lewis H. Lapham: Understanding Media: The Extensions of Man. MIT Press 1994. ISBN 81-14-67535-7. McLuhan, Marshall: Die magischen Kanäle. Understanding Media. Understanding Media. ECON Verlag Düseldorf 1992. ISBN 3430164044, 9783430164047. Stephen D. Reese, Oscar H. Gandy Jr., August E. Grant: Framing Public Life: Perspectives on Media and Our Understanding of the Social World. Routledge Communication Series 2001. Pam Cook: Screening the Past: Memory and Nostalgia in Cinema. Routledge London 2004. ISBN 9780415183741. Gary Cross: Consumed Nostalgia: Memory in the Age of Fast Capitalism. Columbia University Press 2015. ISBN 9780231167581. Lévi-Strauss, Claude; Steiner, George; Freud, Sigmund; Marx, Karl: Nostalgia for the absolute. House of Anansi Press Inc. 1997. ISBN 0887845940. Medien Soleil Moon Frye: Kid 90. Appian Way, STX Entertainment 2021. Andrei Tarkovsky: Nostalgia. Mosfilm, Rai 2, Sovinfilm 1983. Helen Leigh, Helen Leigh, Daniel Powell: Archive 81. Atomic Monster, Netflix 2022. Eric Bauza, Ben Jones, Kyle Mooney: Saturday Morning All Star Hits! Netflix, Broadway Video, Bento Box Entertainment 2021. Joey Cato: My 90's TV. An interactive TV simulator from the 1990's. San Jose, California 2014. |
EXPOSÉ Während die Retrowelle und die Rehabilitierung der 90er mittlerweile schon durch das Mainstream-Fernsehen durchgelaufen ist, man sich an die exakt gleichen Bilder als Greenscreen-Hintergrund für irgendwelche kommentierende B-Promis der privaten TV-Sender gewöhnt hat, zahlreiche Spielshows, Serien oder Programme der 90er wieder als Revival neu aufgesetzt wurden, die meisten der 90er-Kinder schon ihre erste Mid-Life-Crisis durch haben, setze ich mich hin und schneide mir ein Erinnerungs- und Eskapismuszombie zurecht. Ich habe mittlerweile fast alle der damals von mir geschauten Serien, Musik und Videospiele digital zusammengetragen. Teils noch aus selbst importierten Audio-CDs für die mp3-Sammlung, heruntergeladenen Spielen und Emulatoren für meine Konsolen, über Torrents die Collectors Edition der Remastered Version von He-Man, alle Staffeln mit Untertiteln und Bonusmaterial inklusive. Als Ende Februar 2022 der Krieg gegen die Ukraine begann, fing ich an nur noch Livestreams im Netz zu schauen, habe den normalen Fernseher und vor Allem das Privatfernsehen ersetzt. Und zwar Kanäle auf twitch und youtube mit Retroinhalt im Original: das, was ich als Kind und Jugendlicher so kannte. Es war ein Balsam in dem ich mich abschotten konnte, weg von wochenlangen Kriegsupdates und Krisentalks. Die währenddessen beschlossenen Maßnahmen der Regierung oder die Zahlen der Flüchtlinge nahm ich zwar war, aber konnte sie nicht mehr richtig einordnen. Ich machte den Film. Ich dachte, wenn ich schon tagelang ununterbrochen die Retrokanäle schaue, warum mache ich mir nicht meinen authentischen Tag aus den 90er selbst? Dann stelle ich den Film auf die Seite und ich kann dort live mitstreamen, zeitaktuell wie damals an einem Tag in den 90er. Zum Glück existiert youtube: Das Archiv für diese Zwecke. Den Film habe ich Mitte März angefangen und neben dem dauernden Herunterladen von youtube-Videos am Schnitt und der Zeitstruktur gearbeitet, mit Original Programmzeitschriften abgeglichen und recht schnell die erste Seite fertig gehabt. Nach und Nach werden Änderungen im Feinschnitt der tatsächlichen Tagesprogramme aus 1993 vorgenommen und zum Schluß anhand der vorgegebenen historischen Timeline anhand von Zwischenzappings oder Überlagerungen eine Art von Dramaturgie herausgearbeitet. Eine Tagescollage zum Flüchten. SYNOPSIS Verschiedene Folien der Tage und des Programms legen sich so übereinander und verschmelzen zu einem typischen Tag im Jahr 1993. Die Zeiten der Programme sind synchron zur Uhrzeit und auf das Einzelbild an die damals reale Tageszeit getaktet. Ein Vorteil des digitalen Schneideraums. Da Final Cut Pro eine maximale Länge von 12 Stunden am Stück erlaubt, ist der Gesamtfilm auf zwei Seiten aufgeteilt wie eine Schallplatte mit A und B Seite. Von 0.00 bis 12.00 Uhr und von 12.00 bis 24.00 Uhr. Durch diese Überlagerung von Werktagsprogramm und Wochenende bzw. Feiertag ergeben sich bestimmte Knoten und Muster, wie die Regelmässigkeit der Nachrichten, die Zeiten des Testbildes oder Blöcke für Kindersendungen und Werbung. Die jeweiligen Nachrichten stammen zwar aus ganz unterschiedlichen Tagen des Jahres 1993, geben aber hierdurch einen größeren Rahmen im Vergleich zu den eher austauschbaren und nicht an Daten festgemachten Programmblöcke, wie Cartoons, Spielshows oder Werbungen. Ein bißchen Flucht aus der aktuellen Wirklichkeit mit nostalgischem Inhalt, ein wenig alltägliches MadTV an der digitalen Schneideleiste. Warum 1993? Dieses Projekt ist nicht nur eine Reise entlang nostalgischer Zeiten meiner eigenen vermeintlichen Erinnerung, sondern auch durch eine prägende Etappe der Weltgeschichte. Lady Di lebte noch, der erneute Anschlag auf das World Trade Center in dieser medialen Form unvorstellbar, die Welt naiv und kuschelig, alles war nach den Revolutionen ab 1989 denkbar und zielführend. Endloser elektronischer Wegwerfkapitalismus, der Westen als Gewinner des Kalten Krieges, eine Abo–Medienwelt auf Papier ohne fucking Facebook und twitter. Die Wahrnehmung der Zeit der nach 1990er–Generation ist bestimmt Grundlage zahlreicher Dissertationen in Soziologie und Kunstwissenschaften oder so. Was die 90er so besonders macht: daß ich da lebte und sozialisiert wurde. Der Eiserne Vorhang ist gefallen, Deutschland wiedervereint, der Euro auf dem Weg und Kultur und Kunst explodieren in den medialen Kanälen. Das anarchische VIVA startet, die Bundesrepublik Deutschland fängt sich nach der Wiedervereinigung etwas, Kommerz gesellt sich neben den öffentlich–rechtlichen Bildungsaufträgen in den Alltag. Computerspiele und Konsolen übernehmen große Teile des Medienkonsums. Die beste mögliche Version von ›Nostalgia‹ wäre eine, die sich als nostalgischte Version durch das faktisch mögliche Universum des Jahres 1993 zappt. Ganz wie Leibniz' beste aller möglicher Welten anhand des tatsächliche möglichen Programms. Inhaltlich entspinnen sich ganz organisch Elemente für Zapping oder dem Überlagern von Clips. Wenn zum Beispiel zufällig am Ende eines Werbeblocks eine Programmansage für Terminator um 22.15 kommt, dann muss natürlich beim späteren Zappen die entsprechende Filmstelle synchron kommen. So ergibt sich ein Geflecht von inhaltlichen Bezügen, die vielleicht die Surrealität der Tagesmontage preisgibt. Es soll keine akkurate Rekonstruktion eines definitiven Tages sein, sondern die Veranschaulichung eines imaginierten Gefühls einer bestimmten Epoche. Der Wahrheitsgehalt erstreckt sich hierbei auf die zeitliche Struktur des Tages mit seinen 24 Stunden und des Jahres 1993. Das Material wurde auf das Film Academy Bildformat von 720x576 Pixeln angeglichen, so dass es keine exakte Übereinstimmung zum klassischen TV-Format von 4:3 ergibt (Ratio von 1.37:1). Das ermöglichte jedoch die Standardisierung des sehr heterogenen Rohmaterials, das Entfernen von Wassermarken, eingeblendeten Randinformationen und Abtastfehler, die hautsächlich am Rand sind. So nimmt das Bildformat klar Bezug zum klassischen 4:3, setzt jedoch mit der leichten Variation einen eigenen Akzent. PRODUKTION UND MARKETING Die Herstellung dieses Filmprojektes war eine vergleichsweise einfache. Aus dem Gefühl der Nostalgie heraus, angestauten Gedanken, einem vorhandenen Basisarchiv und viel freier Zeit ging es im Prinzip nur um das Anlegen einer Struktur und das Sammeln von Archivmaterial. Die Montage war entspannt, da alles harte Schnitte waren, also keine Überblendungen, Effekte und Sonstiges. Die Tonspuren wurden angeglichen und die Qualität des Materials verbessert und vereinheitlicht. Als Ergebnis eines Atelierstipendiums nahm ich 2013 an ›cynetart – international festival for computer based art‹ in Dresden teil. Vor dem Festspielhaus Hellerau war ein DIN Industrie–Handelscontainer aufgebaut, in dem eine 24-Stunden Bildschirmaufnahme meines iMac-Schreibtisches aus Leipzig in Form eines begehbaren Kinos lief. Während ›stream‹ ein kohärentes Abbild meines Computerbildschirmes war, stellt ›Nostalgia‹ eine quasi naturalistische Abbildung des Jahres 1993 dar. Ungefähr vier Monate – jeweils ca. neun Wochen pro Seite – reine Renderzeit parallel zum Schnitt, dann noch die Ausgabezeit von jeweils ungefähr drei Tagen plus die Konvertierung als Streamdatei; ergibt eine reine Rechenzeit von ungefähr einem halben Jahr aus technischer Perspektive betrachtet. Immer noch wenig im Vergleich zu Blockbuster-Produktionen, aber das Budget rechnet sich definitiv besser. Zur Qualität und Bildauflösung: Im Prinzip könnten alle Clips mit einer viel höheren Auflösung montiert werden, da der Zugriff über die heruntergeladenen Filmsammlungen im Original gegeben wäre. Obwohl ich die gleichen Cartoon–Episoden archiviert hätte, entschied ich, dennoch die via youtube erhältlichen Original VHS-Digitalisierungen zu verwenden. Das Wichtigste Merkmal ist hierbei das Fernseh-Logo der jeweiligen Zeit und die dem Senderprogramm unterlegenen Werbepausen. ZUSAMMENFASSUNG Mutinier. Ein filmisches Fuck you gegen den Krieg, wenn es sowas geben kann. Hilflos nach Hinten und in's Innere gerichtet. Ein feiges nostalgisches Flüchten im Vergleich zur zeitgleich realen Flucht vieler Menschen. Fick die Zeit, in der der Abspann bei Filmen zugunsten Werbung abgeschnitten wird. Fick die Zeit, die "Jetzt", "Gleich" und "Im Anschluß" sagt und es mindestens noch eine halbe Stunde dauert. Ich will Menschen, die mir ganz kurz etwas über den Film erzählen, ich will ein kindergerechtes TV–Programm sowohl in den Öffentlich–Rechtlichen als auch wie schon in den 90er etabliert in den Privaten. Ja ich weiß, Streaming. Eine experimentelle Schablone, harmlos und ablenkend. Eigentlich eine persönliche Angelegenheit. Endformat: Film (Academy) 4:3, 720x576p, 25fps, Linear PCM Stereo, H.264, Schwarz-Weiß und Farbe, Deutsch/Englisch, 24 Stunden, Untertitel hardcoded, Deutschland 2022. |
Zum Autor Der Philosoph und Künstler Gottfried Binder flüchtet mittels einer 24-Stunden Videocollage nostalgisch in das Jahr 1993. Programm 5.45 RTL2 Cartoons Schlagwörter #Nostalgie #Neunziger #Krieg #Videocollage #Medienkunst #Stream #TV-Programm #FoundFootage #Youtube #VHS #Montage #Eskapismus #Trauma #Flucht #Medienkonsum #Revival #Retro #Jugend #Erinnerung Download |
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Details | |||
Sprache: DE, EN | Altersfreigabe: FSK 16 | ||
Untertitel: Hardcoded | Framerate: 25 fps | ||
Laufzeit: ca. 1442 Min | Lizenz: Ohne | ||
Filesize: ca. 230 GB | Video Resolution/Ratio: 720 × 576 (1.37:1 Film Academy Format) | ||
Genre: Dokumentarfilm, Essay, Montage, Collage, Videokunst, Mash-Up | Container: MP4 H.264 | ||
Video Codec: MPEG-4 x264 | Video Quality: Constant Quality RF: 22,0 | ||
Audio: Linear PCM Stereo, 2.0 channels, aac, 390 kbps | Produktion: caohom.com | ||
Link: http://www.caohom.com/nostalgia/nostalgia_0-12_vorschau.mp4 | Source: DVD (PAL), digital file, stream | ||
Technische Mittel: Drehbuch: Final Draft; Aufnahme: Screencaptures, Found-Footage, Youtube; Schnitt: Final Cut Pro | Dramaturgische / Narrative / Filmische Mittel: Found Footage, Archiv, Montage, Narration, Essay, Collage |